Montag, 9. September 2013

Geschichten von Diktatoren. Teil 1 von Unendlich. Heute: Die Moskauer Bürgermeisterwahl

Nachdem ich mich gestern mit Alliterationen von Schwiegertochter gesucht beschäftigt habe (nächste Woche wieder dazu mehr!), will ich heute über etwas ganz anders sprechen... zumindest auf dem ersten Blick: Diktatoren. Den Anfang macht unser lieber, guter, alter Freund und Königsdemokrat, Wladimir Putin

Wladimir Putin ist ein Mann des Volkes. Er wird geliebt. Von allen. So sehr, dass er jede Wahl manipuliert, Staatsfeinde eliminiert, das Staatsfernsehen kontrolliert... (man könnte die Liste ewig fortführen), kurz,  Russland ist eine lupenreine Demokratie*. 

Doch all diese demokratischen Gesichtspunkte sind für Putin nicht genug, um seine Autorität zu festigen. (63,6% im ersten Wahlgang - sowas geht nur in lupenreinen Demokratien) Nein, Putin muss uns stehts aufs neue beweisen, was für ein geiler Stecher er ist. Ständig erreichen uns Meldungen wie : Putin erschießt ausgebücksten Tiger oder Putin findet beim Tauchen antike Amphore. Eine ziemlich vollständige Auflistung von Bildern mit Putins Heldentaten findet man hier. (leider keine CC-Lizenz, darum klaue ich nicht!) Darunter Putin als Eishockeyspieler, Judoka, Motorradganganführer, Elchfüterrer...



                          Putin denkt beim World Economic Forum über seine nächste Heldentat nach


Warum ich euch heute von Wladimir Putin berichte ? Ganz einfach. Gestern waren die Moskauer Bürgermeisterwahlen. Großes Glück für die Menschen, sie dürfen zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder wählen. (Kann in der besten Demokratie mal vorkommen...) Und es kommt noch besser! Es gab nicht nur einen Putin-Gefolgsmann-Kandidaten, nein! Es war sogar u.A ebenfalls ein Oppositioneller Blogger als Gegenkandidat zugelassen. Alexej Nawalny bloggt seit Jahren gegen das Regime Putin und gilt als einer der einflussreichsten Blogger und Oppositionellen des Landes. Im Juni diesen Jahres wurde er wegen  Unterschlagung  ggü. eines Staatlichen Forstbetriebs von umgerechnet 33.000€ zu 5 Jahren Lagerhaft verurteilt.  Manche (damit meine ich viele) munkeln, dass Putin so lediglich einen unbequemen politischen Gegner aus der Welt schaffen wollte. (Verstärkt wurde der Eindruck dadurch, das selbst die Ermittler zugaben, dass der Prozess politisch motiviert ist. Ganz zufälligewesie hat der verurteilende Richter noch nie einen Freispruch gefällt. Noch im Gerichtssaal wurde Nawalny festgenommen. Doch es gibt auch Wunder in Russlands Demokratie. Die Staatsanwaltschaft bemängelte, dass Nawalny doch freizulassen sei, bis das Urteil rechtskräftig sei. Und so darf Nawalny sich in Russland (noch immer) frei bewegen.

Doch warum wurde Nawalny zur Wahl zugelassen? Das ist natürlich kein Zufall oder ein Anflug von Gutmütigkeit Putins, nein, dahinter steckt natürlich reines Kalkül. Nawalnys Gegner ist Sergej Sobanin. Seit 2010 Bürgermeister von Moskau und äußerst beliebt (was auch immer das bedeutet in Russland). 
Putins Theorie: Sobanin gewinnt die Wahl haushoch, Nawalnys politische Glaubwürdigkeit wird zerstört und Putin hat einen politischen Gegenspieler verloren. Soweit die Theorie, doch das Ergebnis kam anders. Sobanin schafft es soeben eine Stichwahl zu verhindern. (Stand Heute). Nawalny kommt auf sensationelle 26%, nun will Nawalny die Wahl anfechten lassen, er ist davon überzeugt, das manipuliert wurde und Sobanin in Wirklichkeit weniger als 50% der Stimmen hat.

So oder so, ist das eine politische Niederlage für Putin. Nawalnys Achtungsefolg wird ihn in seiner politischen Position bestärken und er wird sicherlich mehr Anhänger für sich gewinnen können. Wenn er nicht bald wieder eingesperrt wird. Scheint im Moment nicht zu unwahrscheinlich zu sein. Hoffen wir, dass Nawalny weiter etwas Bewegung gegen den Königsdemokraten Putin mobilisieren kann.






*(Wer hier den Sarkasmus nicht verstanden hat, sofort aufhören zu lesen, in den Keller gehen und sich drei mal mit einer Schippe über den Kopf hauen)

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